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Kostümbild – Der Stoff, aus dem die Kinoträume sind

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Visual & Special Effects – Der Griff in die Trickkiste

Regie

I. Einführung: Die Lust, Filme zu drehen

Jeder, der nach dem Ende eines Films noch einen Moment im Kino ausharrt und den minutenlangen Abspann verfolgt, weiß: Filmemachen ist Teamarbeit! Kein Filmschaffender ist dabei wichtiger als ein anderer, doch die große Anzahl der Beteiligten erfordert eine Person, die den künstlerischen Weg weist und das Gesamtwerk nicht aus den Augen verliert: den Regisseur.

Die Arbeit am Filmset macht nur einen Bruchteil seiner Aufgaben aus. Der Regisseur bündelt die verschiedenen kreativen Kräfte einer Filmproduktion: Er wählt gemeinsam mit dem Casting Director die Schauspieler aus, inszeniert sie nach dem Drehbuch, koordiniert die Kameraleute, bindet die Mitarbeiter für Szenenbild und Kostüm, für Maske, Ton und Musik ein und arbeitet während der Postproduktion gemeinsam mit dem Cutter an der Montage des Films. Sein Alltag besteht aus der permanenten Gratwanderung, eigene Visionen zu vermitteln und gleichzeitig die Ideen der kreativen Mitarbeiter zuzulassen und auszuwählen.Ein Regisseur muss jederzeit in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen und die richtigen Kompromisse zu machen. Von der Vorbereitung eines Filmdrehs bis zum fertigen Leinwandwerk ist er die entscheidende gestaltende Kraft. Nicht umsonst bezeichnete man ihn früher auch als Oberspielleiter. Anders als in den USA, wo Regisseure seit dem Niedergang des Studiosystems in den 1950er Jahren jenseits des New Hollywood-Kinos und außerhalb des Independent-Bereichs relativ strikt an Vorgaben des Produzenten gebunden sind, ist bei europäischen Filmemachern eine eigene Regiehandschrift durchaus erwünscht. Sie verbindet das erlernte Handwerk stärker mit einer persönlichen Kunstfertigkeit und prägt Filme ungleich individueller.


II. Wissen: Zwischen Drehplan, ‚Storyboard’ und Improvisation

II.1 Fließende Grenzen: Spiel- und Dokumentarfilmregie

Ob fiktiver oder dokumentarischer Film – mindestens ebenso stark wie mit erdachten Geschehnissen ist der Regieberuf mit dem Lebensalltag verwoben. Kaum etwas ist so spannend wie die Wirklichkeit: Motive und Themen, über die man in Zeitungen oder bei Freunden stolpert, können sich unerwartet zu einem Filmstoff entfalten.

Auf den ersten Blick scheinen sich Dokumentar- und Spielfilme eindeutig voneinander abzugrenzen, doch tatsächlich ist die Trennlinie unschärfer: Auch Dokumentarfilme sind kein objektives Abbild der Wirklichkeit, sondern die Auswahl der Bilder greift dramaturgisch in das dokumentierte Geschehen ein. Und umgekehrt sind viele Spielfilme trotz ihrer fiktiven Handlung sehr eng an der Realität orientiert. Es gibt Dokumentarfilmregisseure, die Mittel der Inszenierung einsetzen, aber auch Spielfilmregisseure, die mit dokumentarischen Methoden arbeiten.

II.2 Was macht ein Regisseur?

Obwohl sich sowohl die Arbeitsmethoden als auch die ästhetischen Vorstellungen von Regisseuren beträchtlich unterscheiden, basiert jede erfolgreiche Regie auf einer intensiven Zusammenarbeit mit dem Produzenten und den kreativen Fachleuten.

II.3 Unverzichtbare Mitwirkung – Regieassistent und ‚Script/Continuity’

Ohne die Hilfe enger Mitarbeiter wäre das breit gefächerte Aufgabenpensum eines Regisseurs kaum zu bewältigen. Ihm steht deshalb als wichtigste persönliche Stütze der Regieassistent zur Seite, dessen Aufgabengebiet gestalterische und dramaturgische, vor allem aber viele organisatorische Tätigkeiten umfasst. Gemeinsam mit dem Regisseur erarbeitet er sich das Drehbuch und bespricht die künstlerische Umsetzung, die er in Regieauszügen schriftlich festhält. Er erledigt, wenn nötig, die Recherchen und stoppt jede Szene zeitlich vor, um den Drehaufwand und die Filmlänge einschätzen zu können.In Absprache mit den an der Produktion beteiligten Mitarbeitern erstellt der Regieassistent den Drehplan und koordiniert in enger Zusammenarbeit mit der Aufnahmeleitung und der Produktion sämtliche Arbeitsabläufe der kommenden Dreharbeiten. Am Set ist er maßgeblich für die Tagesdisposition zuständig. Seine Aufgabe ist es, dem Filmstab als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und den Regisseur in allen Belangen rund um den Dreh zu unterstützen.Da Filme selten chronologisch und zudem fast jede Einstellung mehrfach gedreht wird, treten immer wieder Anschlussfehler auf. Den Überblick über alle getroffenen künstlerischen und technischen Entscheidungen, Szenen- und Textanschlüsse sowie die Details des Szenenablaufs muss deshalb das sog. ‚Script/Continuity’ behalten. In der Lichtgestaltung, im Szenenbild, bei Kostüm, Maske und Frisur werden die Übergänge grundsätzlich von den jeweiligen Abteilungen überwacht, das ‚Script/Continuity’ versucht jedoch, parallel alle kreativen Vorgaben im Auge zu behalten. Außerdem notiert es Änderungen im Drehbuch, erstellt den täglichen Produktionsbericht und prüft den Verbrauch des benötigten Filmmaterials.

II.4 Lenken und Motivieren – Kommunikation am Set

Ein positives Arbeitsklima am Drehort hängt wesentlich von der Souveränität des Regisseurs ab. Für das Gelingen eines Films ist besonders die effektive und respektvolle Verständigung mit den Schauspielern essentiell. Neben mehr oder minder festgeschriebenen Kommandos am Set sollte der Regisseur einige Grundregeln berücksichtigen, damit mit dem Filmteam eine gewinnbringende Zusammenarbeit entstehen kann. Dafür muss er...

  • ... die kreative Arbeit der Schauspieler und Mitar-beiter verstehen und honorieren.
  • ... erkennen, wann ein Schauspieler Hilfe benö-tigt und in welchen Szenen sich dessen Inspiration frei entfalten darf.
  • ... eigene Vorstellungen davon, wie eine Szene umgesetzt werden soll, mit Feingefühl und nachvollziehbar vermitteln.
  • ... möglichst direkte, schnörkelfreie Regieanweisungen geben.
  • ... für Konfliktherde sensibilisiert sein und Krisen frühzeitig offensiv entgegenwirken.
  • ... in der Lage sein, einen Schauspieler so anzuregen, dass er über sich hinaus wächst und dabei ohne Berührungsängste, aber stets mit dem nötigen Respekt auf ihn zugehen.
  • ... sich und sein Team besonders bei den Drehproben ausdauernd und ruhig an die gewünschte Schauspieldarstellung herantasten. Solange die Grundidee nicht verloren geht, muss nicht jede Abweichung von der eigenen Vision ein Nachteil sein.

III. Anwendung: Klappe, die erste...

III.1 Rezeptive Filmbildung

  • Die Schüler erarbeiten anhand der 24-Interviews mit den Regisseuren Hans Weingartner und Wolfgang Becker unterschiedliche Aussagen zur Regieführung. Anschließend vergleichen sie beide Standpunkte und erörtern Weingartners Behauptung, der zentrale Begriff beim Regie führen sei Angst.
  • Die Schüler tragen in kleinen Gruppen verschiedene Möglichkeiten zusammen, mit denen Schauspieler während einer Filmproduktion motiviert werden könnten. Sie überlegen, wie sich in diesem Zusammenhang wirkungsvoll eine positive Arbeitsatmosphäre herstellen lässt und versuchen anschließend, ein Anforderungsprofil für die Tätigkeit des Regisseurs zu skizzieren.

 

III.2 Aktive Filmbildung

  • Die Schüler lesen und besprechen in Kleingruppen eine ausgewählte Drehbuchszene. Sie verteilen untereinander die einzelnen Filmrollen und wählen einen Mitschüler der Gruppe zu ihrem Regisseur, einen anderen zu seinem Assistenten. Danach studieren sie die Szene wie bei einer Drehprobe gemeinsam ein. Der Regisseur gibt den Schauspielern nachvollziehbare Regieanweisungen; die Darsteller versuchen, seine Vorgaben adäquat umzusetzen.
    Fragestellung:Welche Aufgaben übernimmt der Regisseur, welche eher der Regieassistent?
  • Die Schüler versuchen, die einstudierte Drehbuchszene zu filmen. Dabei berücksichtigen sie den Grundriss des Klassenraums und planen detailliert, wie sich die Schauspieler und Kameras bewegen müssen. Die Auflösung wird in einem fotografischen ‚Storyboard’ festgehalten und das zuvor gewählte ‚Script/Continuity’ notiert alle Überlegungen noch einmal schriftlich.

IV. Weiterführende Literatur und Weblinks

  • www.up-and-coming.de (Zweijährig stattfindendes Filmfestival in Hannover mit zwei Filmwettbewerbskategorien in der schülerrelevanten Altersklasse)
  • Ottersbach, Béatrice / Schadt, Thomas (Hrsg.): Regiebekenntnisse, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2006. (Texte von deutschen Regisseuren zu ihrem Weg in den Beruf und zur Realität des Filmemachens)

Welche Aufgaben hat die Regie?

Legt man die enge Definition des klassischen Studiosystems von Hollywood an, ist der Regisseur für die kreativen Entscheidungen am Filmset zuständig – insbesondere für die Auflösung der Szenen und die Schauspielführung. Andere Bereiche gehörten traditionell eher zum Arbeitsfeld des Produzenten. In Europa war der Aufgabenbereich der Regie schon immer weiter gefasst, hier hatte die Regie meist auch die Entscheidungshoheit über das Drehbuch, das Casting und den Schnitt (Final Cut). Der Regisseur koordiniert die Arbeit der anderen kreativen Mitarbeiter (Heads of Departments). Das zeigt sich auch in der verbreiteten besitzanzeigenden Zuschreibung des Credits ("Ein Film von XY", "ein Steven-Spielberg-Film"). Am ehesten trifft dieser Credit für Regisseure zu, die ihre Drehbücher grundsätzlich selbst schreiben. Sie werden auch Autorenfilmer genannt.