Hier findest du themenbezogene Video-Playlists von der 24-Redaktion zusammengestellt
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Filmmusik

I. EINFÜHRUNG: Musik im Ohr, im Kopf, im Bauch

Der Radiowecker holt uns morgens aus dem Bett, auf dem Weg zur Arbeit haben wir den MP3-Player dabei, beim Bankberater empfängt uns ein klassischer Klangteppich und abends läuft im Supermarkt Einkaufsmusik – Musik durchdringt fast alle Bereiche unseres Lebens, und nicht selten ist von ihrer verbindenden Kraft die Rede.

Für Filmmusik gilt dies sogar in besonderem Maße: Sie spinnt die Geschichte entlang eines unsichtbaren emotionalen Fadens. Dabei werden durch den Rhythmus unsere Atmung und der Herzschlag beeinflusst, Lautstärke oder extreme Tonfrequenzen regen das vegetative Nervensystem und vor allem unsere Gemütsbewegungen an. Filmmusik stimuliert unsere Gefühle derart, dass wir nur filmisch Miterlebtes dennoch selten missverstehen: Wir trauern oder freuen uns ohne realen Anlass und verspüren Angst ohne unmittelbare Bedrohung.

Filmmusiker wollen diese Emotionen gezielt freilegen. Das heißt nicht, dass sie uns unbegrenzt mit Musik überfrachten, aber es deutet bereits auf die umfassenden Möglichkeiten von Filmmusik hin: Sie kann leicht als Hintergrundrauschen verschlissen, ebenso sehr jedoch als filmisches Stilmittel eingesetzt werden: Film war in seinen Anfängen stumm, aber niemals ohne Musik!


II. WISSEN: Hören und Fühlen

II.1 Historische Stationen der Filmmusik

Filmmusik entstand parallel zur aufstrebenden Filmkunst im ausgehenden 19. Jahrhundert und entwickelte sich entlang der wechselvollen Geschichte von Kinopalästen und Tonfilm bis hin zum Fernsehen. Zunächst untermalten Klavierspieler die Stummfilme mit Hilfe von Stichwortlisten, den sog. ‚Cue-Sheets’. Im Laufe der Jahre wurden aus den Einzelkünstlern vollwertige Orchester, deren Musik immer gezielter auf den jeweiligen Film ausgerichtet war und das Publikum noch emotionaler an den Film band. Erst seit der Einführung des Tonfilms werden Geräusche und Musik elektronisch aufgezeichnet, synchronisiert und auf die Filmhandlung abgestimmt wiedergegeben.

II.2 Formen der Filmmusik

Auch wenn unter Filmkomponisten vorwiegend ‚Source Music’ und ‚Score Music’ unterschieden werden, ist die zusätzliche Differenzierung von On- und Off-Musik besonders für die filmmusikali-sche Analyse bedeutsam.

II.3 Kompositionstechniken in der Filmmusik

Gewöhnlich sind Vorspann und Nachspann eines Films besonders dominant musikalisch unterlegt. Im Verlauf der Filmhandlung variiert die Musik, sie tritt stellenweise in den Hintergrund und nimmt rein instrumentale Formen an, um das Geschehen auf diese Weise zu kommentieren. Grundsätzlich stellt sich deshalb die Frage, wie stark der Einsatz von Musik im Film sein soll.Im Idealfall arbeitet der Filmmusiker schon vor Drehbeginn eng mit dem Regisseur zusammen, um frühzeitig atmosphärisch eingreifen und die Filmcrew inspirieren zu können. Häufiger beginnt die Arbeit des Filmkomponisten jedoch erst in der Postproduktion mit dem ersten Rohschnitt. Szenen, in denen Musik vorgesehen ist, werden in diesem Fall während des Drehs lediglich mit Layout-Musik unterlegt, um bestimmte Stimmungen anzudeuten.

II.4 Funktion und Wirkung von Filmmusik

Wie jedes andere Gewerk auch, ist Musik nicht um ihrer selbst Willen Bestandteil eines Films, sondern sie dient dem Zuschauer als emotionale Identifikationsfläche. Gerade Off-Musik unterstreicht nicht nur spezifische Aussagen einer Filmszene, sondern sie produziert sie vielfach überhaupt erst.


III. ANWENDUNG: Musikalische Geschichten

 

III.1 Rezeptive Filmbildung

  • Die Schülern erarbeiten anhand exemplarisch ausgewählter 24-Filmausschnitte, z.B. Nosferatu oder Rossini, die Funktion der jeweiligen Filmmusik und erläutern deren Bedeutung.
    Fragestellungen: An welchen Stellen wird Musik verwendet? Welche besondere Stimmung erzeugt sie in den Szenen und was sagt sie über den Handlungsverlauf aus?
  • Instrumente können bereits durch verschiedene Höhen und Tiefen unterschiedliche Stimmungen hervorrufen. Die Schüler beschreiben – ähnlich wie im nachstehend angeführten Beispiel – ihre Klangeindrücke von den genannten Instrumenten möglichst detailliert und illustrieren sie ggf. mit einem Filmbeispiel.


InstrumentKlangeindruck im hohen Tonbereich Klangeindruck im tiefen Tonbereich
Flöte hell und fröhlich geheimnisvoll
Horn ......
Geige ......
Klavier ......
Trompete ......
Gitarre ......

 

III.2 Aktive Filmbildung

  • Die Schüler beschreiben anhand von Filmpassagen, die ihnen ohne Bild vorgespielt werden, die Szene, die vor ihrem geistigen Auge entsteht. Beim gemeinsamen Sichten überprüfen sie ihre Vermutungen.
    Fragestellungen: Wie verhalten sich Bild und Musik zueinander? Inwieweit unterstützt die Musik die Filmbilder? Welche kompositorischen Mittel wurden verwendet? Wie sind On- und Off-Musik bzw. ‚Source’ und ‚Score’ miteinander verknüpft?

  • Im Anschluss unterlegen die Schüler die zuvor diskutierten Filmausschnitte mit einer eigenen Musikauswahl. Sie erörtern, wie sich die Szenen in ihrer Aussage verändern und ob die Filmausschnitte gänzlich ohne Musik überhaupt noch wirken bzw. umgekehrt ob die Musik auch ohne Bilder aussagekräftig bleiben würde.

IV. WEITERFÜHRENDE LITERATUR UND WEBLINKS

  • www.vierundzwanzig.de/musik (Link zum Gewerk auf 24 mit Interviewclips, Filmausschnitten und Hintergrundinformationen)

  • server4.medienkomm.uni-halle.de/filmsound (Umfassendes, an der musikalischen Fakultät der Universität Halle gut aufbereitetes Online-Dossier inkl. Glossar zum Thema Filmsound, Musik und Ton)

  • Lamberts-Piel, Christa: Filmmusik und ihre Bedeutung für die Musikpädagogik, Wißner- Verlag, Augsburg 2005. (Fachdidaktische Überlegungen, exemplarische Unterrichtssequenzen und Lernmodule für Musiklehrer)

  • Maas, Georg / Schudack, Achim: Musik und Film. Filmmusik. Schott Music, Nachdruck, Mainz 2008. (Pädagogische Informationen, Materialien und Unterrichtsmodelle für die Sekundarstufen I und II)

Die Aufgabe der Filmmusik

Ein guter Filmkomponist lenkt keine Aufmerksamkeit auf seine Arbeit, sondern unterstützt die Bilder und Emotionen des Films auf der Ebene des Unbewussten – so lautet eine verbreitete Ansicht über die Filmmusik. „Unsinn", sagt der Veteran Peter Thomas in unserem Interview, „das Schönste ist es doch, wenn die Musik auch außerhalb des Films ein Leben entwickelt". Berühmte Filmscores aus den verschiedenen Epochen geben ihm Recht – so gibt die unverkennbare Westernmusik von Ennio Morricone den epischen Bildern von Sergio Leone erst ihre volle Größe. Üblicherweise wird der Einsatz der Filmmusik nach dem Rohschnitt festgelegt. Regisseur und Komponist entscheiden gemeinsam, welche Stellen musikalisch untermalt werden sollen. Dies wird auf einem Cue Sheet festgehalten. Die Musik wird dann im Normalfall von einem Orchester synchron zum Film aufgenommen. Die Endmischung setzt die Musik ins richtige Verhältnis zu Dialogen, Geräuschen und Toneffekten.